Dienstag, 11. Juli 2023

Nicht Biskuit für das Volk, sondern tägliches Brot - Die Ausmalung des Domes zu Speyer im Stil der Nazarener

Wissenschaftliches Forum des Dombauvereins am 23. März, 19 Uhr, in der Aula des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums in Speyer, Eingang Holzstraße 8

„Nicht Biskuit für das Volk, sondern tägliches Brot“ – so begründete König Ludwig I von Bayern 1843 sein Vorhaben, den Dom zu Speyer „innen ausmalen zu lassen“. Im Stil der „Nazarener“ sollte dies ausgeführt werden, jener Gruppe von Malern, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ziel gesetzt hatten, die religiöse Kunst zu erneuern. Einem von ihnen, Johann Baptist Schraudolph (1808 bis 1879), vertraute der König dieses große Werk im Dom an, das er mit zwölf Gehilfen 1848 bis 1853 ausführte: eine monumentale Komposition aus 123 Fresken mit 470 überlebensgroßen Figuren, eingefasst von reicher Dekorationsmalerei. Der damalige Bischof von Speyer, Nikolaus von Weis, erstellte zusammen mit Wilhelm Molitor und Konrad Reither das theologische Bildprogramm, ganz als Hinführung zum Glauben – als Katechese und Verkündigung.

Schon bald nach der Fertigstellung setzte die Kritik am Stil dieser Malerei ein, die Mitte des 20. Jahrhunderts dazu führte, dass sie entfernt wurde. Ein weiterer Grund waren die massiven Eingriffe in die Romanik des Domes, bis in die Bausubstanz hinein. Heute sind im Dom an ihrem ursprünglichen Ort lediglich die 24 Bilder des „Marienzyklus“ erhalten, und im Kaisersaal sieben gerettete Fresken aus dem Querhaus des Domes samt der „Marienkrönung“ aus der Apsis.

Mit der Ausmalung des Domes – in der Hauptsache mit dem Marienzyklus – befasst sich Klaus Haarlammert in seinem Vortrag. Er hat Philosophie und Theologie studiert sowie in der kunstgeschichtlichen Disziplin byzantinische Kunst mit dem Schwerpunkt Mosaiken, Ikonen und ihre Theologie. Außerdem ist er als Journalist und Publizist tätig. Seit 1976 steht er in unterschiedlichen Ämtern im Dienst der Diözese Speyer, so als Leiter der Abteilung Erwachsenenbildung und der Akademie der Diözese sowie als Chefredakteur der Bistumszeitung „der pilger“. Von Anfang an befasste sich Klaus Haarlammert eingehend mit dem Dom und führte seit 1978 unzählige Besucher durch das Gotteshaus. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Ausmalung des Domes, zu dem er zwei maßgebliche Buchpublikationen vorlegte.