Mittwoch, 26. März 2025

„Ein Kunstwerk wie es im ganzen deutschen Reich kein zweites gibt.“

Der Vortrag von Herrn Dr. Hanns Hubach zum Ölberg war trotz der kurzfristigen Terminverschiebung sehr gut besucht.

Der ursprünglich für Freitag, den 21. März geplante Vortrag von Herrn Dr. Hanns Hubach zum Speyerer Ölberg musste aufgrund des zeitgleich im Dom stattfindenden Requiems für den verstorbenen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Vogel auf Montag, den 24. März in den Stadtratssitzungssaal der Stadt Speyer verlegt werden.

Der in den Jahren 1509 – 1511 errichtete Speyerer Ölberg wurde von Zeitgenossen als ein Kunstwerk gepriesen, wie es im gesamten Deutschen Reich - und darüber hinaus – kein zweites von gleicher Qualität zu finden sei. Ohne jedes Zögern erhoben sie ihn in den Kreis der antiken Weltwunder und verglichen die Kunstfertigkeit des Bildhauers mit Arbeiten eines Praxiteles, Polyklet oder Phidias.

Dasselbe wäre wohl über die einst durch farbige Glasfenster Kambergers bewirkten Lichteffekte am Speyerer Ölberg zu sagen, dem ehemals „grossartigste[n] Werk der gothischen Plastik in der Pfalz“. Selbst im Hause Martin Luthers war der Speyerer Ölberg Gesprächsthema.

Der ehemals 15 Meter hohe in der Mitte des Domkreuzgangs stehende Speyerer Ölberg wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 und während der Revolutionskriege 1794 stark beschädigt. Alte Zeichnungen und Postkarten zeugen von dem traurigen Zustand des Ölbergs nach den Kriegen. Einige Figurenfragmente befinden sich heute noch im Depot des Historischen Museums der Pfalz. Im 19. Jahrhundert schuf der Speyerer Bildhauer Gottfried Renn das heutige Figurenprogramm.

Die einstige Pracht der Anlage überliefert eine Serie aus sieben Federzeichnungen, die in der 1. Hälfte des 17. Jh. von einem anonymen Zeichner detailgetreu gezeichnet wurden. Die Blätter befinden sich heute in der Graphischen Sammlung der Universität Göttingen. Die Begeisterung für den Speyerer Ölberg fand auch in dem 1593 erschienenen Olivetum Spirense von dem am Speyerer Jesuitenkolleg lehrenden Johannes Armbruster seinen Ausdruck. Auch sein Text darf als eine zuverlässige Quelle für den einstigen Glanz des Speyerer Ölbergs angesehen werden.

Die Errichtung des Ölbergs ging auf die Verfügung des Domherrn Wyprecht von Finsterlohe zurück. Die Ausführung wurde dem Bildhauer Hans Seyfer übertragen, der aber im Frühjahr 1509 unerwartet verstarb. Seine Kunstfertigkeit stellte Seyfer unter anderem an einem Kriegsknecht zur Schau, bei dem er unter der zerrissenen Hose auf dem Bein ein Eiterpflaster mit einer Fliege darstellte.

Das Werk war vollendet, es musste jedoch noch aufgestellt werden. Sein jüngerer Bruder und Mitarbeiter, Lenhart Seyfer, sah sich nicht im Stande den Ölberg in Speyer zu errichten, weswegen dies unter der Leitung des Kurpfälzischen Büchsenmeisters und Baumeisters Lorenz Lechler und des Büchsenmeisters, Zeugmeisters und Glasmalers Hans Kramberger stattfand.

Für die Darstellung der Gefangennahme Christi wurde ein sechseckiger durch spitzbogige Arkaden geöffneter Zentralbau mit Zeltdach entworfen, in dem sich um einen künstlichen, reich mit Tieren und Pflanzen geschmückten Felsen ein Weg mit einem steinernen Holzzaun wand auf dem die Häscher zu dem betenden Christus hinaufzogen. Beleuchtet wurde die Szenerie durch die von dem Glasmaler Hans Kramberger ausgeführten farbigen Glasfenster des Daches, die den Speyerer Ölberg in kunstvolle Lichteffekte hüllten.

Heute fehlt dem Ölberg der obere Teil der Arkaden, die Arkadenbögen mit den einstmals in den Zwickeln eingefügten Propheten mit Spruchbändern. Es fehlt das Zeltdach mit den das Dach öffnenden Dachgauben mit farbigen Glasfenstern und es fehlt das kunstvolle Luftrippengewölbe, welches das Licht von oben auf die Figuren fallen ließ. Das Luftrippengewölbe war in der Mitte mit einem Schlussstein oder einem Abhänger mit dem Abbild der Himmelsherrscherin verziert.

Heute ist der noch erhaltene Teil des Ölbergs zwar durch ein einfaches, robustes Holzdach ohne Gauben, ohne Lichteinfall von oben zwar geschützt, hat aber viel von seinem ursprünglichen Glanz verloren. Über die Jahre sind die Figuren durch die Witterungseinflüsse stark verschmutzt und zum Teil auch beschädigt.

Der Dombauverein hat es sich zu seinem 30-jährigen Jubiläum zur Aufgabe gemacht diesem Kleinod der Kunstgeschichte, das auf der Südseite im Schatten des Domes steht, wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Der Dombauverein sucht nach Unterstützern, die eine Patenschaft für die Renovierung einzelner Figuren übernehmen möchten. Interessenten können sich mit der Geschäftsstelle des Vereins in Verbindung setzen (Tel. 06232 102 116 oder info@dombauverein-speyer.de). Alle Spender werden später auf einer Plakette genannt.

Es wäre wünschenswert, wenn der Speyerer Ölberg durch die Sanierung wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt würde.