Donnerstag, 28. September 2023
Der Gewölbebau im Dom zu Speyer
Wissenschaftliches Forum des Dombauvereins am 10. Oktober mit Prof. Dr.-Ing David Wendland
Beim Neubau des Speyerer Doms im 11. Jahrhundert wurden im Gewölbebau neue Maßstäbe gesetzt. In einem wissenschaftlichen Forum hat sich der Dombauverein am 10. Oktober mit den Gewölben im Dom beschäftigt. Rund 130 Gäste folgten der Einladung zu dieser Veranstaltung und erlebten einen ungemein spannenden, hoch informativen Vortrag von Prof. Dr.-Ing David Wendland, Inhaber des Lehrstuhls für Bautechnikgeschichte an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg.
Prof. Wendland machte deutlich, welche bautechnische Meisterleistung in der Zeit von Kaiser Heinrich IV. mit der Errichtung der Gewölbe anstelle der vorher vorhandenen ebenen Holzdecken verbunden war. "Als die Zeitgenossen damals diese Gewölbe sahen, müssen ihnen geradezu die Kinnladen heruntergefallen sein“, sagte der Referent. Über den Seitenschiffen des Speyerer Doms wurden erstmals in Mitteleuropa nach dem Ende des Römischen Reiches Kreuzgewölbe in monumentaler Größe errichtet. Bald kamen das weit gespannte Tonnengewölbe über dem Chor, die in eine lichte Höhe von 33 Metern reichenden Kreuzgratgewölbe im Mittelschiff, die Rippengewölbe im Querhaus und schließlich die Kuppel über der Vierung hinzu. Damit waren sämtliche Decken des riesigen Kirchenraumes als massive Gewölbedecken ausgebildet, was große Ansprüche an die Planung gestellt haben muss und jedenfalls beachtliches technisches Wissen erforderte. Laufende Forschungen beschäftigen sich mit Entwurf und Konstruktion der Gewölbe im Dom zu Speyer und untersuchen ihre Stellung in der Entwicklung des mittelalterlichen Gewölbebaus bis zu den großen Kathedralen der beginnenden Gotik.
Prof. Wendland erläuterte mit einem überaus profunden, tief gehenden und sehr beeindruckenden technischen Wissen auf Grund eingehender Untersuchungen mit modernster Technik anhand von 80 Schaubildern nicht nur, wie die Gewölbe entstanden sind, sondern stellte auch Vergleiche mit anderen Kirchenbauten wie der Hagia Sophia oder verschiedenen Kathedralen in England und Frankreich dar.
Die Besucher des wissenschaftlichen Forums erlebten einen für sie außerordentlich gewinnbringenden Abend.