Salier
Die Geschichte von Bistum und Stadt Speyer wurde im Mittelalter wesentlich durch die Dynastie der Salier geprägt. Als Gaugrafen ansässig im Wormser- und Speyerer Gau, wurde Konrad der Ältere (um 990 – 4. Juni 1039), Sohn des Grafen Heinrich im Speyergau, im September 1024 zum deutschen König gewählt und 1027 zum ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aus dem Geschlecht der Salier.
Konrad II.
Konrad II., Urenkel von Konrad dem Roten (Weil auch Kaiser Conrad viel und oft zu Speyr im Königlichen Palatio gewohnt, hat man ihne Cunradum den Speyrer genannt, Christoph Lehmann, 1612) und seiner Frau Luitgard, der Tochter von Otto I., entschied sich für Speyer, um hier zum Lobe Gottes und fortan als Familien- und Königsgrabstätte den damals größten Dom der Christenheitbauen zu lassen.
Karl der Große hatte die Pfalzkapelle in Aachen, Otto I. den Dom in Magdeburg und Heinrich II. dem Dom in Bamberg erbauen lassen. Dieser gewaltige Domneubau bringt für die Stadtanlage und Stadtentwicklung unschätzbare Impulse.
1039 wurde Konrad II. in einem einfachen Stein- sarkophag, der mit drei Eisenbändern gesichert wurde, im Mittelschiff des noch unfertigen Domes vor der Vierung, am Eingang zur Krypta beigesetzt. Speyer löste den Wormser Dom als Familiengrablege ab.
Heinrich III.
Sein Sohn und Nachfolger Heinrich III. (28. Oktober 1016 – 05. Oktober 1056) seit 1046 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches baute die Kirche weiter aus. 1041 wurde die Krypta geweiht und 1046 der Hochaltar. Zur Weihe des Hochaltars und kurz vor dem Aufbruch nach Italien zur Kaiserkrönung schenkte Heinrich III. dem Dom ein prachtvolles Evangeliar, den Codex Aureus Escorialensis. Das Original befindet sich heute in Madrid im Escorial.
Auf dem ersten Bild der Prachthandschrift ist Kaiser Konrad II und seine Gemahlin Giesela knieend vor Christus in der Mandorla vor den himmlischen Heerscharen dargestellt.
Auf dem zweiten Bild stehen Heinrich III und seine Frau Agnes gebeugt vor dem Dom neben Maria, der Patronin des Domes; sie überreichen der Gottesmutter das prachtvoll geschmückte Evangeliar. Maria nimmt das Evangelienbuch von Heinrich III. entgegen und segnet seine Frau Agnes.
Er beschaffte, was im Mittelalter von entscheidender Bedeutung war, kostbare Reliquien für das Gotteshaus. Er lässt das Haupt des heiligen Papst Stephanus und ein sehr fein geschmiedetes mit vielen Edelsteinen besetztes Kreuz, das Splitter des Heiligen Kreuzes und ein in Gold gefassten Nagel Christi enthält nach Speyer bringen.
1046 brachte er von seiner Kaiserkrönung in Italien die Gebeine des seligen Guido von Pomposa (bei Ravenna) nach Speyer, die 1047 in dem noch jungen St. Johannes Stift feierlich beigesetzt und zum Namensgeber für das Stift wurden. Unter Heinrich III. entwickelt sich Speyer zu einer der bevorzugtesten Pfalzen des Reiches.
Heinrich IV.
Sein Sohn und Nachfolger Heinrich IV. (11. November 1050 – 7. August 1106) war ab 1053 Mitkönig, ab 1056 römisch-deutscher König und von 1084 bis zu seiner Abdankung 1105 ebenfalls Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er erlebte als erster 1061 die Weihe des Domes.
Berühmt wurde Heinrich IV. durch seinen Gang nach Canossa 1077. Der Investiturstreit, der Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht wurde durch Gregor VII. ausgelöst, der überzeugt von der Suprematie des Papsttums gegenüber dem Königtum seine Überzeugungen 1075 in den Dictatus Papae niederschrieb, in denen er beanspruchte, Bischöfe und Könige einsetzen und absetzen zu dürfen.
Wahrscheinlich, um seine wieder gewonnene Macht zu demonstrieren ließ Heinrich IV. nach seiner Rückkehr von Canossa ab 1082 die Ostteile des Doms erneuern, das Mittelschiff einwölben und unterhalb des Daches eine umlaufende Zwerggalerie anbringen. Aus dieser Zeit stammen die halbrunde Apsis mit den Blendarkaden, die Turmobergeschosse im Osten (auch über der Vierung). Im Westen ließ er ein Westwerk und Türme errichten, die die Zeiten jedoch nicht überdauert haben. Nach 1082 entstand auch die Doppelkapelle auf der Südseite.
Bischof Rüdiger Hutzmann ergänzt die salischen Stadtförderungsmaßnahmen, indem er (13. September 1084) den Speyerer Juden Privilegien in dem „Bestreben, aus der Kleinstadt Speyer eine Weltstadt zu machen, die Ehre unseres Ortes durch Ansiedlung von Juden noch mehr zu heben.“ aus Mainz vertriebene Juden aufnahm. Wenige Jahre später wurde das Judenprivileg von Heinrich IV. bestätigt. Es heißt, dass die Bauleute des Domes den Judenhof errichtet haben, von dem heute noch die originale Mikwe erhalten ist.
Durch seinen Bußgang nach Canossa gelang Heinrich IV. die Lösung vom Kirchenbann, jedoch 1080 und 1094 wurde Heinrich IV. erneut exkommuniziert und 1102 wurde über ihn und seine Parteigänger und damit auch über seinen Sohn Heinrich V. wiederum der Kirchenbann ausgesprochen. Der Konflikt spaltete Reich und Kirche.
Heinrich V.
Sein Sohn und Nachfolger Heinrich V. (1086 – 23. Mai 1125) war ab 1098 Mitkönig, ab 1106 römisch-deutscher König und von 1111 bis 1125 ebenfalls Kaiser der Heiligen Römischen Reiches.
Im August 1110 fasste ein Hoftag den Beschluss, zur Beendigung des Investiturstreits nach Rom aufzubrechen. Heinrich V. konnte von Papst Paschalis im Vertrag von Ponte Mammolo am 12. April 1111 die Lösung des verstorbenen Vaters vom Bann erwirken und auch weiterhin die Investitur der Bischöfe mit Ring und Stab erzwingen. Am 13. April vollzog Paschalis die Kaiserkrönung.
Am 14. August 1111 ließ Heinrich V. die Gebeine seines Vaters neben seinen Vorfahren im Dom beisetzen. Anschließend verkündete er zwei bedeutende Privilegien. Im ersten befreite er die Einwohner der Stadt Speyer von dem Buteil, einer drückenden Erbschaftssteuer, die die Hörigen an ihren Grundherren entrichten mussten. Im zweiten Privileg befreite er die Einwohner wegen ihrer standhaften Treue von jedem Zoll und der Abgabe des Bann- und Schoßpfennigs. Diese beiden Privilegien standen am Anfang der späteren Reichsfreiheit der Stadt Speyer und waren für die damalige Zeit einmalig.
„Damit aber diese unsere Bewilligung und Bestätigung zu allen Zeiten fest und unerschütterlich verbleibe, und dass weder Kaiser und König, noch Bischof, noch sonstige Gewalt, hoch noch nieder, sie zu brechen wage, wollen Wir, dass zu ewigem Andenken dieses besonderen Freibriefes, derselbe in Erz gegossen, mit goldenen Buchstaben gefasst, in der Mitte unser Bildnis durch die Sorgfalt unserer Bürger über des Münster Tor gesetzt, damit daraus unsere besondere Liebe zu ihnen ersehen werde.“ (Freiheitsbrief vom 14. August 1111)
Dass der Kaiser diese Freiheiten, nach antikem Vorbild verbunden mit seinem Portait über dem Domportal anbringen ließ, zeigt welche Bedeutung diese Privilegien hatten. Diese Inschrift war noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts – trotz des großen Brandes von 1689 – über dem Hauptportal des Domes zu lesen.
Am 07. Januar 1114 heiratete Heinrich V. Mathilde von England. Die Ehe blieb ohne männliche Nachkommen. Heinrich V., der letzte Salierkönig, regierte bis 1125. Auf die Herrschaft der Salier folgte als Übergang der Sachse Lothar III. und nach ihm der Staufer Konrad III., der über seine Mutter, die Tochter Heinrichs IV., ein Neffe des letzten salischen Kaisers Heinrich V. war.
Die Saliergräber werden in der Chigi-Zeichnung von 1648, die heute in Rom, in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt wird, wiedergegeben. Das Monument wurde 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg völlig zerstört.