Westbau
1755 war der Zustand des Westbaus so bedrohlich geworden, dass man die Türme und Obergeschosse abbrach. Das Untergeschoss blieb aber bis auf die Gewölbe vollständig erhalten. Auch wenn Franz Ignaz Michael Neumann den Wettbewerb für die neue Domfassade gewonnen hatte, war kein Geld mehr vorhanden, diese auch umzusetzen.
Neumann musste seine Phantasie walten lassen und kostengünstig die Reste der originalen Westfassade an das frisch rekonstruierte Langhaus anschließen. Er stabilisierte die Eingangshalle mit den drei Portalen an den Ecken mit pyramidalen Stützen und schloss sie nach oben mit einem flachen Dach ab. Das erhöhte Mittelschiff schloss er mit eine Konche mit Zwerggalerie und einem Schweifdach mit Laterne ab. Flankiert wurde dieser vorgewölbte, durchfensterte Mittelteil von zwei dünnen, minaretartigen Türmchen mit kleinen Schweifdächern.
Diese Notfassade bildete die Eingangsfassade des Domes bis sie 1854 durch den Neubau der Westfassade nach den Plänen von Heinrich Hübsch abgelöst wurde.
Der Hübsche Bau – die Vollendung des Speyerer Domes im 19. Jahrhundert
König Ludwig I. von Bayern beschloss anlässlich seines Dombesuches am 4. Juni 1845, den Speyerer Dom, dieses bedeutende Gotteshaus mit Gräbern der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reichs zunächst durch Johann Schraudolph im nazarenischen Stil ausmalen und dann „auch die geschmacklose, stilwidrige Fassade desselben abändern“ zu lassen. Die heute noch sichtbare neo-romanische Westfassade des Speyerer Domes erbaute der großherzogliche badische Baudirektor Heinrich Hübsch aus Karlsruhe, ein renommierter Vertreter des Rundbogenstils. Hübsch war bemüht, sich "gewissenhaft an die ursprüngliche Hauptgestaltung zu halten und hinsichtlich des Details teils nach dem noch unversehrt Bestehenden, teils nach andern rein romanischen Monumenten sich zu richten, jedoch von der Voraussetzung ausgehend, dass für die Hauptfassade wohl eine reichere Gliederung und Verzierung sich geziemt.“
Hübsch sah sich in seinem jahrelangen Bestreben um einen neuen Kirchenbau bestätigt: „Ich sehe dies als Glanzpunkt meiner Künstlerischen Laufbahn an, daß ich mit der Vollendung des würdigsten Monuments deutscher Vergangenheit betraut werden soll und zwar durch den kunstsinnigsten Deutschen Fürsten der Gegenwart.“, (Hübsch an Ludwig I. März 1852)
Obwohl der romanische Westbau durch Zeichnungen aus dem 17. Jahrhundert bekannt war, entschloss sich Hübsch nach Rücksprache mit König Ludwig I. von Bayern und Bischof von Weis, dem Dom eine würdevolle, seiner Bedeutung als Denkmal der Deutschen Geschichte und Grabstätte der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches, standesgemäße Fassade zu geben.
Bei genauer Betrachtung der Fassade und der Eingangshalle bemerkt man, dass Hübsch die wesentlichen architektonischen Elemente mit figürlichem Schmuck, ja regelrecht mit einem Figurenprogramm versehen hat. Das hat es zur Zeit der Errichtung des Domes nicht gegeben. Es zeigt aber die intensive Auseinandersetzung des Architekten mit seiner Aufgabe. Hübsch wollte der bestmöglichen neo-romanischen architektonischen Hülle noch eine religiöse Botschaft mitgeben. Fassaden mit dramatischen Figurenprogrammen kennen wir erst aus der Gotik.
Kaisersaal
Über der Eingangshalle befindet sich der Kaisersaal, der nach einer eingehenden Restaurierung seit Ende 2012 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. In dem neu gestalteten Kaisersaal sind neun weitere Fresken von der nazarenischen Domausmalung des 19. Jahrhunderts von Johann Baptist Schraudolph zu sehen.
Sie zeigen Szenen aus dem Leben des hl. Bernhard von Clairvaux, des hl. Erzmärtyrers Stephanus und des hl. Papstes Stephanus, die ursprünglich im Querhaus angebracht waren.
Bei der großen Restaurierung des Domes (1957 – 1972) wurden bis auf die 24 heute noch sichtbaren Fresken im Mittelschiff alle Fresken aus dem Dom entfernt. Drei Fresken waren zwischenzeitlich im Domschatz im Historischen Museum in Speyer ausgestellt. Jetzt sind diese und weitere sechs Fresken in der Dauerausstellung im Kaisersaal dem allgemeinen Publikum zugänglich.
Besonders gelungen ist der Durchblick von der Eingangshalle aus in den Kaisersaal durch das Glockenloch, das seit der Restaurierung mit einer Panzerglasscheibe ausgestattet ist. Durch die geöffnete Hallendecke sieht man nun auf das Fresco mit der Marienkrönung, dem Kulminationspunkt des gesamten Freskenprogramms, das damals im Chor auf der Apsiskalotte angebracht war.
Glockenturm
Eine massive Gebälkkonstruktion in der Westkuppel, dem Glockenturm des Domes, trägt insgesamt neun Glocken.
Die vier größeren wurden 1822 von Peter Lindemann in Zweibrücken und die fünf kleineren 1963 von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen. Keiner der vier Türme des Domes trug je eine Glocke.
Besucher des Glockenturmes sind immer wieder überrascht, wenn eine der Glocken oder gar mehrere gemeinsam zu schlagen beginnen. Man erschrickt nicht nur über die Lautstärke des Glockengeläuts, sondern ist auch erstaunt über die Schwingungen in die der Turm durch die schlagenden Glocken versetzt wird.
Name | Ton | Durchmesser | Gewicht |
Maximilianus Josephus | g° | 2,08m | 5350kg |
Friderica Wilhelmina | b° | 1,75m | 2600kg |
Ludovicus Carolus Dux | des' | 1,47m | 1650kg |
Matthaeus de Chandelle | f´ | 1,15m | 600kg |
O clemens, o pia, | as´ | 0,955m | 601kg |
St. Joseph, Patron der | b´ | 0,903m | 494kg |
Heilige Anna, halte deine | des´´ | 0,838m | 440kg |
Heiliger Pirmin, stärke | es´´ | 0,75m | 312kg |
St. Otto, erhalte dein Werk | f´´ | 0,667m | 217kg |